Erdling Eduard sagt in etwa, dass das schwierigste am vegan sein das Leben mit Omnis ist.
Sehe ich ähnlich. Eine B12-Pille ist leicht geschluckt. Aber nicht die Pille, dass alle um dich herum entweder einfachste ethische Gedankengänge nicht nachvollziehen können oder vorsätzlich ignorant sind. Manchmal fällt es schwer, das Gegenüber nicht auf diese Facette zu reduzieren.
Was meint ihr?
Ohne das Video gesehen zu haben: Je nach Lust und Laune und Gegenüber bin ich gewillt zu argumentieren oder nicke nur ab und wechsele das Thema.
Aber ich war auch mal „vorsätzlich ignorant“, immerhin als dummer Teenager, bei Erwachsenen habe ich weniger Verständnis.
Die dritte Kategorie hatte ich nicht erwähnt, weil sie zumindest in unserer Informationsgesellschaft langsam ausstirbt: “ahnungslos”, wenn man dem Thema einfach noch nicht ausreichend ausgesetzt war.
Für Menschen, die noch in einem Abhängigkeitsverhältnis leben, habe ich auch viel Verständnis. Ich habe selbst in einem solchen angefangen und schon damals war nicht das Problem, wie ich den Proteinbedarf decke oder B12 supplementiere, sondern wie ich die nächste Geburtstagsfeier überstehe.
Entscheidungen für andere treffen zu wollen ware höchst anmaßend. Und ein moralisches Urteil mag zwar nahe liegen, aber wenn man dadurch auf andere Menschen herabschaut ist man ganz schnell raus aus jeder nicht veganen Gesellschaft und grenzt sich selbst aus.
Daher kann man nur über die Entscheidungen diskutieren. Und ob man das möchte muss jeder für sich entscheiden.
Natürlich findet ein moralisches Urteil statt, sonst wäre man ja nicht vegan. Aber man muss nicht auf Menschen herabschauen, um ihre Taten nicht gut zu heißen.
Niemand wird vegan, um irgendwem überlegen zu sein. Wäre auch heftig, das ganze Leben umzukrempeln für ein maximal mittelmäßig befriedigendes Gefühl. Im Grunde ist es doch das Gegenteil: ich will mich gar nicht überlegen fühlen, sondern ich will mich ja gerade nicht von anderen unterscheiden.
Denn leider ist die Entscheidung zum Veganismus zwangsläufig mit einer Ausgrenzung verbunden. Diese findet nicht vorrangig aktiv von außen statt, sondern aus dir selbst. Es ist diese innere Einsamkeit, die man empfindet, wenn man auf irgendeiner Geselligkeit ist und das Essen auf den Tisch kommt.
Hm, beim Veganismus spielt sicherlich auch ein Faktor, wie sensibel Menschen sind und ob sie deshalb wegen ethischer Überlegungen Konsequenzen für ihr Leben daraus ziehen. Aber für alle anderen Menschen, denen das nicht so emotional zusetzt, ist vegan sein eher was aufwändiges, was sie wahrscheinlich nur auf incentives von außen unternehmen werden.
Mir geht es nämlich mit dem Veganismus ähnlich wie mit anderen Punkten, wo ich von der Gesellschaft ausgeschlossen oder komisch angeguckt werde. Als queer, trans und neurodivergent zu sein. Also einmal halt die negative Einstellung von Menschen mir gegenüber, weil ich anders bin. Aber genau wie beim Veganismus nimmt mich das ganz schön mit, wenn Menschen überhaupt nicht ihre Geschlechtsidentität, Sexualität oder eigenen Denkmuster hinterfragen und das dann über problematisches Verhalten kompensieren. Cisheten labern teilweise so absurden Mist, nur um sich in der heteronormativen Matrix noch stabilisieren zu können, es ist wirklich sehr belastend. Oder die ganzen cis Typen, die nicht auf ihre Emotionen klarkommen und das dann über aggressives, grenzüberschreitendes Verhalten ausagieren. Finde das ist sehr ähnlich zu Menschen, die weiterhin omni sind. Nur dass halt nichts gegen die Dominanzgesellschaft hilft, außer sich eigene Freiräume zu schaffen und möglichst nicht zu viel von ihr kaputtmachen zu lassen.