Nach dem angekündigten Weggang der beiden Lehrkräfte aus der Schule in Burg will sich ein Teil des Kollegiums weiter gegen Rechtsextremismus und für demokratische Werte stark machen. Künftig werde man dazu als Gruppe mit einer Stimme sprechen und nicht mehr einzeln auftreten, sagte Lehrerin Jette Schega der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Ein entsprechender Brief an das Schulamt, der bald von der Gruppe verschickt würde, solle das deutlich machen. Den Weggang ihrer Kollegen Laura Nickel und Max Teske bezeichnete Schega als «beschämende Reaktion», der sich Schulamt, Schulleitung, aber auch das Lehrerkollegium nun stellen müssten.
[…]
will sich ein Teil des Kollegiums weiter gegen Rechtsextremismus und für demokratische Werte stark machen.
Das ist schon heftig. Nur ein Teil. Ist das nicht eigentlich auch mit ihre Aufgabe, demokratische Werte vermitteln und so?
Heftig auch, was die Stuttgarter Zeitung dazu schreibt:
Nach Bekanntwerden der rechtsextremen Vorfälle hätte es mehr praktische Unterstützung und Ergebnisse von Schulleitung und Schulträger gebraucht, kritisierte Schega. Der Burger Lehrerin fehlt überdies ein genaueres Hinschauen auf die Eltern der Schülerinnen und Schüler. Sogenannte Elternvertreter hatten vor rund zwei Wochen einen anonymen Brief geschrieben und die Entlassung der beiden Lehrkräfte Nickel und Teske gefordert.
WTF???
So sehr ich das Entsetzen über die Meldung teile, überraschen tut es mich nicht, dass die Eltern wie die Schüler denken…woher haben es denn die Kinder in den meisten Fällen oder zumindest oft?
Abgesehen davon steht der Satz genau gleich auch in der Zeit-Meldung. ;) Die Artikel sind wortgleich, weil eigentlich die dpa die Arbeit gemacht hat.
Die Artikel sind wortgleich
Bei mir nicht!?
Stimmt, nicht exakt. Die Stuttgarter Zeitung hat offenbar 2-3 Worte verändert, die Reihenfolge mancher Sätze verändert und den Artikel nochmal gekürzt. Das zählt offenbar schon zu einer redaktionellen Leistung. Zeit gibt wenigstens direlt im disclaimer an, dass sie es nicht selber geschrieben haben.
“Der Burger Lehrerin fehlt überdies ein genaueres Hinschauen auf die Eltern der Schülerinnen und Schüler. Sogenannte Elternvertreter hatten vor rund zwei Wochen einen anonymen Brief geschrieben und die Entlassung der beiden Lehrkräfte Nickel und Teske gefordert.”
Das findet sich auch bei der Zeit - ganz unten, vermutlich hast du es deswegen übersehen.
Das ist nicht mit sondern Kernaufgabe. Alle Fächer haben an der Schaffung mündiger Demokraten mitzuwirken. Das hat an sich auch höheren Stellenwert als jeweilige fachliche Inhalte. Siehe bspw. hier KMK2018 https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/192243/staerkung-der-demokratieerziehung/
warum nicht nicht auch ein paar Poster aufhängen mit 'pisst euch ihr Nazifotzen?
Ich würde das eigentlich als guten Schritt sehen. Es ist extrem wichtig, dass sich da eine kritische Menge an Stimmen gegen Nazis bildet. Wäre es besser, wenn es 100% der Lehrer sind? Klar.
Ist das hier besser als gar nichts? Auf jeden Fall. Die Lehrer gehen mit klarem Beispiel voran, und machen es anderen Leuten leichter, sich gegen Nazis stark zu machen. Korrekter move.
Ist das hier besser als gar nichts?
Ja natürlich. Da hast du recht. Die Lehrer, die sich engagieren, haben meinen ganzen Respekt.
Nö, die Lehrer, die sich engagiert haben, bevor das ganze massiv, bundesweite Aufmerksamkeit bekommen hat, haben meinen Respekt. Die, die es jetzt endlich schaffen, den Mund aufzukriegen eher nicht.
Ach, und jetzt wo die wissen, was für Drohungen auf sie zukommen und es trotzdem durchziehen ist also nicht respektabel? Hast schon ein merkwürdiges Verständnis von Respekt.
Nein, solange sie wußten, was auf sie zukommt, haben sie eben nichts gesagt oder getan. Erst nach massiver medialer Ausmerksamkeit in dem Wissen, dass das halbe Land zusieht (und der Großteil der Zuschauer sich schon allein weil “Osten” offen entsetzt zeigt), schaffen sie es dann jetzt mal den Mund aufzukriegen.
Nein, ich habe kein merkwürdiges Verständnis von Respekt. Ich hab nur einfach keinen vor Duckmäusern und Mitläufern, die erst wenn man bildlich gesprochen ihre Hand hält, irgendwas zu Stande bringen, das auch nur entfernt an persönlichen Einsatz erinnert.
Braucht immernoch Mut
Was ich bei dem Klima verstehen kann ist dass sich einige Lehrer nicht mehr aktiv gegen die Rechten einsetzen wollen. Man muss offensichtlich damit rechnen angefeindet, bedroht und am Ende ohne Unterstützung weggeschickt zu werden.
Ist das nicht eigentlich Teil ihrer Aufgabe?
Ist das nicht eigentlich ein furchtbar billiges Argument?
Genaugenommen gehört das nicht zu ihren Aufgaben, sondern nur für das Unterrichten bekommen sie ihr Geld (und ihre Arbeitszeit eng zugeteilt). Alles andere, was man so gern von Lehrern erwartet, sind nur allgemeine fromme Wünsche, für die in der heutigen durchoptimierten Massentierhaltung keine echte Gelegenheit mehr ist.
Genaugenommen gehört das nicht zu ihren Aufgaben
Das das vielleicht zu kurz kommt ist sicher richtig aber einen gewissen Erziehungsauftrag gibt es doch schon!? Siehe z.B.
Demokratie lebt vom Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger, keine andere Herrschaftsform ist so auf Mitwirkung angewiesen und kann nicht früh genug Gegenstand von Bildung und Erziehung sein. Demokratiebildung ist dem Kultusministerium deshalb ein wesentliches Anliegen und integraler Bestandteil schulischer Bildungs- und Erziehungsziele. Zudem erleben Schülerinnen und Schüler Demokratie unmittelbar in schulischer Mitwirkung.
[…]
Angesichts der aktuellen Diskussion um die politische Bildung und mögliche Defizite in dieser staatsbürgerlich wichtigen Debatte kommt der Demokratiebildung an Schulen eine noch bedeutendere Rolle zu. Schulen sind als zentrale Orte des Kompetenzerwerbs von Kindern und Jugendlichen daher gefordert, die Demokratiebildung wieder mehr in den Fokus zu rücken.
[…]
Leitfaden Demokratiebildung | Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Würtemberg
Genau. Kann dir nur zustimmen. Selbstverständlich haben Schule und damit Lehrer einen Bildungs- UND Erziehungsauftrag.
einen gewissen Erziehungsauftrag
Ziele
Ja. Theoretisch.
Praktisch ist aber ein großer Unterschied zw. solchen Allgemeinbegriffen und richtigen konkreten Aufgaben: nur letztere werden wirklich erledigt, denn niemand macht je aus den Allgemeinbegriffen auch mal konkrete Aufgaben.
So ähnlich wie bei dem sprichwörtlichen Holzfäller, der viel zuviel zu tun hatte und deshalb nie zwischendurch seine Axt schärfen konnte.
Du benennt das eigentliche Problem, das für berechtigte Zusatzforderungen wegen angestrebte marktwirtschaftlicher verwurstbarkeit kein Platz bleibt. Das von dir benannte ist aber sehr wohl Kernauftrag von Schule und jeder Lehrkraft